Jan Vermeer “The Art of Painting” (1666 - 1668). Quelle: State Hermitage Museum

Kunst und Kultur als Lebensnerv

Kunst und Kultur halten eine Gesellschaft zusammen. Sie spiegeln gesellschaftliche Debatten wider, sie bieten Reibungsflächen zur Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit. Kunst und Kultur sind Ausdruck des menschlichen Daseins. Die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur verweist auf die Vergangenheit und den Umgang mit überbrachten Werten, sie hat zugleich eine zukunftsgerichtete Dimension und beinhaltet Visionen einer künftigen Gesellschaft.

Kunst und Kultur sind daher ein zentraler Lebensnerv von Städten und Gemeinden. Ein lebendiges kulturelles Leben macht eine Stadt oder Gemeinde lebenswert und attraktiv. Es stiftet Gemeinschaft, bietet Anregung und Unterhaltung. Kulturelle Bildung eröffnet neue Welten, sie bietet die Möglichkeit der Auseinandersetzung mit sich selbst und mit der Kunst.

Trotz der zentralen Bedeutung von Kunst, Kultur und kultureller Bildung für jeden Einzelnen und für die Gesellschaft insgesamt sind diese Bereiche immer wieder von Kürzungswellen betroffen. Sie werden teilweise lediglich unter finanziellen Gesichtspunkten betrachtet und nur als Nutzniesser und Empfänger öffentlicher Gelder aus den Taschen der Steuerzahler gesehen. Eine solche Betrachtung lässt ausser Acht, dass es sich bei der Förderung von Kunst, Kultur und kultureller Bildung um keine Subvention sondern vielmehr um eine Investition handelt.

Text: Deutscher Kulturrat

Die Renaissance des Mäzenatentums

Ohne Mäzene wäre die Renaissance wohl gar nicht passiert. Die Patrizier, die aristokratische Herrschaft des römischen, städtischen Bürgertums förderten mit ihren Gewinnen aus Handel, insbesondere dem Textilhandel und den Bankgeschäften die Kunst, die Dichterei, die Bildhauerei, die Malerei oder die Architektur.

Die Medici waren die grössten Kunstförderer ihrer Zeit. Sie waren nicht nur politisch aktiv, sie formten Florenz zu einem kulturellem Zentrum der alten Welt.

Heute wollen viele der Gesellschaft etwas zurückgeben, möchten etwas bewirken und suchen gleichzeitig eine emotionale Bindung. Das bedingungslose fördern von Kunst ist ein Beitrag für die ganze Gesellschaft und die Freiheit der Kunst. Mäzene fördern das Kunstschaffen nicht nur finanziell, sondern werden durch ihre Ermöglichung und persönliche Verbindung Teil der Kunstbewegung selber.

„Mäzenas stellt Augustus die Künste vor“ von Giovanni Battista Tiepolo, 1745.

„Mäzenas stellt Augustus die Künste vor“ von Giovanni Battista Tiepolo, 1745.

 «Kunst ist sozial, politisch, stellt Fragen und sagt manchmal die Zukunft voraus»

– Marina Abramović

Kunstverwerter in der Verantwortung

Die Künstlersozialkasse, ein spannendes und erprobtes Modell der geteilten Verantwortung.

Hier wird nicht allein auf Gelder der öffentlichen Hand gesetzt sondern auch auf die welche künstlerische und publizistische Leistungen verwerten. Zu den Verwertern, die die Sozialabgabe leisten müssen, gehören etwa Verlage, Museen, Konzertveranstalter, Theater und Presseagenturen, aber auch Industrieunternehmen, deren Marketingabteilung regelmäßig selbstständige Journalisten als Texter anheuert.

Selbstständige zahlen für ihre Sozialversicherung - wie Arbeitnehmer - einen einkommensabhängigen Betrag an eine Institution, die diesen Beitrag - wie ein Arbeitgeber - um denselben Betrag aufstockt. Dieses Geld kommt aus zwei Quellen: Der Bund zahlt 40 Prozent, die Unternehmen, die von der Leistung der Selbstständigen profitieren, finanzieren die weiteren 60 Prozent. Das ist das Konzept der Künstlersozialkasse (KSK).

Diese Teilung der Verantwortung zwischen der öffentlichen Hand und der Kreativwirtschaft war ein wichtiger Schritt auch im Verständnis das Kunst nicht einfach für sich allein im Raum steht sondern Inspiration und Material ist für einen ganzen Wirtschaftszweig.

Bis es zu der Realisierung dieses Modells kam mussten Künstler lange und unbequeme Kämpfe austragen wie diese Rede von Gernot Bubenik der massgeblich an der Gründung der KSK beteiligt war deutlich macht.

Bubenik war damals als 2. Vorsitzender des BBK, auf dem Bundeskongress Bildender Künstler in Frankfurt und hielt die Eröffnungsrede in der Paulskirche. Darin schildert er das, was er in den Jahren vorher bereits kritisiert hat: Die prekäre Lebenslage der Bildenden Künstler in Deutschland und ihre Abhängigkeiten vom Kunsthandel.

Quellen: brand eins, Deutschlandfunk Kultur

Ein von Joseph Beuys mit den Worten „Kunst = KAPITAL“ signierter Geldschein. Quelle: Artists Rights Society (ARS)

Ein von Joseph Beuys mit den Worten „Kunst = KAPITAL“ signierter Geldschein. Quelle: Artists Rights Society (ARS)

Mit seiner Unterschrift und der simplen Gleichung “Kunst = KAPITAL” drückte Beuys seine Abneigung dagegen aus, dass seine Kunstwerke für immer höhere Summen auf dem Kunstmarkt gehandelt wurden. Für Beuys war Kreativität und der gedankliche Input an die Gesellschaft etwas was sich nicht allein in Geld aufwiegen liess.

Quelle: Sophie Liebl